Mein Urban Arrow Bakfiets begeistert mich Tag für Tag. Wesentlichen Anteil daran hat allerdings auch ein Bauteil, das problemlos in jedes andere Fahrrad eingebaut werden könnte: die stufenlos schaltende NuVinci N360 Nabe.
In einem Werbevideo des Herstellers könnt ihr euch die Funktionsweise mal ansehen, die auf Überlegungen von Leonardo da Vinci zurückgeht - daher der Name.
Grau ist alle Theorie, bei der ersten Fahrt ist es zunächst ungewöhnlich, nicht durch ein Klicken auf den Wechsel in die nächste Fahrstufe aufmerksam zu werden. Anstelle der üblichen Nummerierung verweist ein kleines Piktogramm mit einem Radfahrer auf einer Linie auf die aktuelle Übersetzung: mal ist das orangefarbene alter Ego in der Ebene unterwegs, was auf eine hohe Übersetzung hinweist, mal meistert es einen steilen Hügel, was bei einer normalen Schaltung der erste Gang wäre.
Selbst moderne Nabenschaltungen sollten nicht unter Last geschaltet werden. Ganz ehrlich: ich habe noch nie darauf geachtet. Ich würde mich auch ziemlich stören, zu strampeln, dann kurz Pause zu machen, zu schalten und dann wieder in die Pedale zu treten. Bei Kettenschaltungen ist es umgekehrt: Schalten ist überhaupt nur während der Fahrt möglich.
Der NuVinci-Nabe ist es ziemlich egal, wann man die Übersetzung verstellt - von "schalten" kann bei einem stufenlosen Getriebe ja kaum die Rede sein. Einzig eine kleine Einschränkung gibt es: im Stand lässt sich die Übersetzung nicht über einen bestimmten Punkt verändern, weder vor noch zurück, was allerdings nicht zum Problem wird, da man schon bei der leichtesten Bewegung der Nabe sofort mühelos die gewünschte Einstellung wählen kann, beispielsweise schon beim Anrollen nach der roten Ampel, wenn man zuvor in einer hohen Übersetzung fuhr.
Hat man sich daran gewöhnt, in keinem spezifischen Gang mehr zu fahren, ist dem Fahrkomfort keine Grenze mehr gesetzt. Ich drehe zum Beispiel den Griff der Schaltung beim Beschleunigen langsam und kontinuierlich, so dass ich bei gleichbleibender Trittfrequenz beschleunigen kann.
An anderer Stelle hatte ich schon erwähnt, wie sehr es mich zwischenzeitlich nervt, auf mein normales Rad umzusteigen. Jedes mal, wenn mir bei meiner Shimano Nexus 8 Gear wieder mal ein Gang "durchkracht", sehne ich mich wieder auf mein Urban Arrow.
Ich habe noch niemals ein Rad mit hochwertiger Kettenschaltung besessen, und sicherlich gibt es Anwendungsgebiete, wo diese Art der Übersetzung unübertroffen ist. Für mich ist ein Fahrrad allerdings in erster Linie ein alltägliches Transportmittel, das insbesondere 365 Tage im Jahr der Witterung ausgesetzt ist - da ist eine Kettenschaltung absolut fehl am Platz.
In diesem Zusammenhang finde ich es zudem bedauerlich, dass bei vielen Pedelecs nur die Wahl zwischen Vorderradmotor und Nabenschaltung oder aber Hinterradmotor und Kettenschaltung besteht - hier stoßen wir unweigerlich auf eines meiner Hauptargumente für das Urban Arrow.
Wenn ihr also die Möglichkeit habt, mal eine NuVinci Nabe Probe zu fahren - mittlerweile gibt es zum Beispiel ein Hollandrad von Sparta mit dieser Schaltung - probiert es mal aus, es lohnt sich.
Dies zum Wochenende. Ich bin über Pfingsten in Berlin und hoffe, vor dem Karneval der Kulturen auch einen kurzen Abstecher zum Carryo machen zu können - fast das einzige Cargo-Trike, das meinen Vorzug für zweirädrige Lastenräder ins Wanken bringen könnte.