Lastenradrennen. Bei meinem ersten Versuch vor zwei Jahren in Münster stürzte ich nach der ersten Runde bei der Einfahrt in die Ladezone, weil ich mit dem Vorderrad auf nassem Laub wegrutschte und darauf nicht vorbereitet war. Immerhin wurden die Ladezonen daraufhin noch im laufenden Wettbewerb gefegt und umgestaltet, und ich holte mir noch einen glorreichen zweiten Platz in der Klasse "Mehrspurer Muskel" ab.
Das Jahr 2018 vergessen wir ganz schnell.
Und dann kommt 2019, wo ich bereits den Svajerlobet in Kopenhagen besuchen konnte, und plötzlich sogar ein eigenes, geeignetes Rad für die Teilnahme am Lastenradrennen in meiner Heimatstadt Münster besitze.
Keine Sorge, ich habe nicht gewonnen. Ich verbreite nur fleißig Spirit. Foto von Oliver Ritter |
Last Leeze und Laktat. Die Wettervorhersage für den Tag ist durchwachsen, aber nachdem in Kopenhagen eine Regenwahrscheinlichkeit von 100 Prozent das Rennen nicht hatte verderben können, sehe ich dem Tag dennoch recht gelassen entgegen.
Um kurz nach 10:00 bin ich auf dem Schlossplatz und packe noch kurz mit an, letzte Absperrungen auf der Strecke verteilen, Banner anbringen, Flatterband spannen. Auf der Rennstrecke direkt nebenan kommen bereits die ersten Jederfrauen (Männer mitgemeint) ins Ziel.
Ideallinie finden im freien Training |
Zusammen mit Timo aus Flensburg gründe ich spontan ein neues Team, wir nennen es in freudiger Erwartung unseres frühen Ausscheidens "Rapid Exit". Dann jedoch rekrutiert Timo noch zwei Damen für unser Team, Tinka und Salome, und damit tat er dem Teamnamen keinen gefallen - aber wie hätte er das ahnen sollen.
Denn während Timo im ersten Lauf ausscheidet, überstehe ich sogar meinen ersten Heat und darf nochmal ran. Im "Viertelfinale" ist dann allerdings auch für mich Schluss. Meine Videoauswertung lässt den Schluss zu, dass ich mich mit besseren Lade- und Abladevorgängen vielleicht noch auf den dritten Platz hätte schieben können, besonders in dem Moment, als ich mit meinem Vorderrad rechts neben dem Vordermann zum stehen gekommen bin und so nicht ausfahren kann, ohne erst zurück zu setzen. Aber auch als Dritter wäre ich raus gewesen.
Jan jagt Jan hinterher |
Als Einzige straft Salome jedoch unseren Teamnamen mit völliger Missachtung: sie gewinnt einfach den ersten Platz bei den Frauen! Wahnsinn. Und auf Platz zwei und drei Sofia und Kirsten, wie schon in Kopenhagen.
Bei den Herren gewinnt Nils, der auch nicht zum ersten Mal auf einem Treppchen steht, und im Finale gibt es ein Kuriosum. Sven von Tretlader hatte das Rennen auf seinem Omnium eigentlich dominiert, dann aber beim Abladen einen Teil der Ladung nicht, wie es das Reglement vorsieht, auf seiner Palette abgeladen. Als Ladezonen-Richterin Luzie in zurückpfeift, verliert er den ersten Platz, leider wirft er in der Eile seine Ladung so hastig auf die Palette, dass sie nun zur anderen Seite hinunterfällt und wieder nicht korrekt zu liegen kommt. Luzie muss ihn ein weiteres Mal zurück holen, und damit wird es für ihn leider nur Platz vier.
Ich habe ein Foto genommen, auf dem man meine Beine gut sieht, meinen dicken Bauch aber möglichst nicht |
Als spontanen Zusatzwettbewerb gibt es noch eine Team-Staffel. Dabei zuzusehen hatte schon in Kopenhagen Spaß gemacht, weil die Fahrerwechsel und Ladevorgänge noch turbulenter werden.
Als erste fährt Tinka, nach einer Runde laden wir ein und Salome fährt weiter. Diesmal habe ich die Kamera am Helm und auf dem Video ist zu sehen, wie ein gewisser Rainer H., nennen wir ihn zu seinem eigenen Schutz lieber R. Hovemann, genau in dem Moment durchs Bild fährt, als Tinka in die Ladezone kommen will...
Rainer kommt einem Monkey in die Quere |
Die dritte Runde bin ich dran und der Fahrerwechsel von Salome zu mir läuft so glatt, dass wir zwei Plätze gut machen und nun auf dem zweiten Platz liegen. Ich halte die Position, entladen und Fahrer wechseln geht wieder gut, und Timo verteidigt den zweiten Platz in der letzten Runde gegen Jens, der noch einmal gefährlich nah an ihn heran kommt, dann aber auf ein riskantes Überholmanöver verzichtet, weil Timo die Ideallinie zu macht. Und so ende ich das zweite Mal bei Last Leeze Laktat auf dem Treppchen - wär hätte das gedacht?!
Mein Triobike hat mir auch im Rennen gut gefallen und wenn ich im nächsten Jahr noch mehr Erfahrung mit dem Rad habe, bin ich dann vielleicht auch bereit, den entscheidenden Moment schneller in die Kurven zu gehen um vielleicht noch eine Runde weiter zu kommen, als in diesem Jahr.
Timo, Salome, Tinka und ich - Team "Rapid Exit" |
Denn: Lastenradrennen macht wahnsinnig viel Spaß. Im Team noch mehr als alleine. Vielleicht, vielleicht ist die Saison 2019 auch noch gar nicht ganz rum... Warten wir's ab.